Allgemeines
Die Schulter ist die Verbindung zwischen Oberkörper und Oberarm und das Gelenk mit der größten Beweglichkeit im menschlichen Körper. Dies verdankt sie der Tatsache, dass sie – im Gegensatz zu anderen Gelenken – vor allem durch Muskeln stabilisiert wird.
Der große Bewegungsradius der Schulter wird durch ein komplexes biomechanisches Zusammenspiel von fast einem Dutzend Muskeln sowie zahlreichen Bändern, Sehnen und Nebengelenken ermöglicht.
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Diese Vielseitigkeit hat jedoch ihren Preis: Die Schulter ist dadurch besonders anfällig für Störungen. Sobald einzelne Anteile in diesem fein abgestimmten Zusammenspiel nicht mehr optimal funktionieren, können Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auftreten.
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Der muskelabhängige Aufbau der Schulter bietet jedoch auch einen großen Vorteil für die physiotherapeutische Behandlung: Mithilfe aktiver und passiver physiotherapeutischer Techniken lassen sich viele dieser Strukturen gezielt beeinflussen, um Beschwerden zu lindern und die Funktion der Schulter wiederherzustellen.
Therapie
Für ein erfolgreiches therapeutisches Ergebnis sind zwei Faktoren entscheidend: Zum einen die Kompetenz des Behandlers, die fundierte Kenntnisse in Anatomie und Biomechanik, eine präzise Befunderhebung, ein breites Spektrum an aktiven und passiven Behandlungstechniken sowie umfangreiche Erfahrung umfasst. Zum anderen spielt Ihre aktive Mitarbeit (Compliance) eine zentrale Rolle.
In meiner Praxis lege ich großen Wert darauf, dass alle neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Medizin und Physiotherapie in die Behandlung einfließen. So stelle ich sicher, dass die Therapie stets auf dem aktuellen Stand der Forschung basiert und optimal auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Im Rahmen der Therapie erhalten Sie ein individuell auf Ihre Beschwerden abgestimmtes Hausaufgaben- und Alltagsprogramm. Die konsequente Umsetzung dieses Programms ist ein entscheidender Baustein auf dem Weg zu Ihrer Genesung.
Akute Schulter-schmerzen
Wann ist ärztliche Hilfe notwendig?
Bitte suchen Sie sofort einen Arzt auf, wenn:
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sich der Arm verfärbt, rot und warm oder blass und kalt wird (Hinweis auf eine Embolie),
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Schulterschmerzen in Kombination mit Brust- oder Oberbauchschmerzen auftreten (Hinweis auf einen Herzinfarkt),
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Schulterschmerzen mit Atemnot einhergehen (Hinweis auf einen Pneumothorax),
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Schulterschmerzen von starkem Leistungsabfall und Nachtschweiß begleitet werden (Hinweis auf einen Pancoast-Tumor).
Sollten nach einem Sturz oder einem "Verrenken" des Arms anhaltende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auftreten, wird dringend empfohlen, eine bildgebende Diagnostik (z. B. MRT, CT oder Röntgen) durchführen zu lassen, um Verletzungen auszuschließen.
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Insgesamt treten orthopädische Schulterprobleme selten akut auf, sondern entwickeln sich meist schleichend. Dennoch können degenerative Veränderungen, wie beispielsweise das Ablösen eines Kalkdepots, plötzlich Beschwerden verursachen.
Sollten Sie von akuten Schulterbeschwerden betroffen sein, biete ich Ihnen gerne eine Untersuchung an. Gemeinsam können wir die Ursache abklären und die weitere Therapie oder notwendige diagnostische Verfahren besprechen, um Ihnen bestmöglich zu helfen.
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Chronische
Schulter-schmerzen
Etwa 50% aller orthopädischen Schulterbeschwerden sind chronisch, d.h. sie bestehen länger als 3 Monate. Studien, wie die von Walker-Bone et al. (2004), Van der Windt et al. (1995) und Luime et al. (2004), bestätigen diese hohen Chronifizierungsraten. Diese Forschungsergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer gezielten, angepassten und zeitnahen Therapie.
Darüber hinaus zeigt eine Studie von S. Hopewell et al. (2021), dass Physiotherapie der Goldstandard in der Behandlung von orthopädischen Schulterbeschwerden ist und nachweislich sehr gute Ergebnisse erzielt. Die Autoren betonen, dass eine frühzeitige und individuell angepasste physiotherapeutische Behandlung entscheidend ist, um chronische Verläufe zu vermeiden und die Funktionalität der Schulter wiederherzustellen.
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Schulterprobleme können sich auf vielfältige Weise äußern – etwa bei bestimmten Bewegungen, unter Belastung, dauerhaft oder intermittierend („kommend und gehend“).
Ebenso unterschiedlich wie die Symptome können auch die Ursachen sein. Oft sind sie multifaktoriell, das heißt, mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass die Schulter schmerzt. Dies können beispielsweise Überlastungen, Fehlhaltungen, Verletzungen oder degenerative Prozesse sein.
Die genaue Ermittlung dieser Ursachen ist entscheidend, um eine effektive Therapie einzuleiten und langfristig beschwerdefrei zu werden.
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Die Therapie der Schulter beginnt daher mit einer ausführlichen Anamnese, welche Voruntersuchungen, bisherige Therapien, Beschwerdeverlauf sowie Lebensgewohnheiten mit einschließt.
Es folgt eine genaue funktionelle Bewegungsprüfung der Schulter und anliegender Gelenke sowie der Rumpfstatik und Haltungsanalyse.
Als drittes folgt eine manuelle Prüfung des Gelenks und seiner "Funktionspartner" (wie die Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Ellenbogen etc.). Oft werden hierbei schon die ersten therapeutischen Griffe angewandt, welche als Manuelle Therapie bezeichnet werden.
Anschließend werden Sie von mir mit Übungen ausgestattet, welche individuell auf Sie und Ihr Beschwerdebild abgestimmt werden. Dieses Übungsprogramm ist kein starres Konzept und wird regelmäßig entsprechend Ihres Heilungsverlaufs und Trainingszustands angepasst.
Postoperative Therapie der Schulter
Es gibt Fälle, in denen eine Operation an der Schulter unumgänglich ist. Auch ich hatte einen Skiunfall, der eine Schulteroperation nach sich zog. Daher können Sie sich nicht nur meines Mitgefühls sicher sein, sondern auch von meinen Erfahrungen als Patient profitieren.
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Nach einer Operation erhalten Sie in der Regel ein Nachbehandlungsschema oder einen Therapieplan. Darin wird genau festgelegt, wie weit Sie Ihren Arm in welchem Zeitraum bewegen dürfen und wie stark die Schulter belastet werden kann. Es ist äußerst wichtig, sich an diese Vorgaben zu halten, da sowohl eine zu frühe Mobilisation als auch eine zu lange Ruhigstellung den Heilungsprozess negativ beeinflussen können. Im schlimmsten Fall kann dies langfristige Folgen haben.
Die Hauptaufgabe der physiotherapeutischen Nachbehandlung besteht daher darin, eine gute Balance zwischen Stabilität und Beweglichkeit zu finden.
In der Anfangsphase ist es möglich, dass Sie Ihren Arm noch nicht aktiv bewegen dürfen und ihn in einer Armschlinge tragen müssen. Trotzdem sollte die Therapie bereits beginnen. Maßnahmen wie manuelle Lymphdrainage zur Förderung des Stoffwechsels und zur Abschwellung oder das Mobilisieren angrenzender Strukturen (z. B. Halswirbelsäule, Schultergürtel und Ellenbogen) können den Heilungsprozess positiv beeinflussen und Ihre Lebensqualität verbessern.
Sobald die Belastung gesteigert werden darf, wird der Fokus darauf gelegt, die Beweglichkeit und Stabilität der Schulter schrittweise wiederherzustellen. Das Ziel der Therapie richtet sich dabei individuell nach Ihren Alltagsanforderungen und persönlichen Zielen. Ich erarbeite mit Ihnen ein maßgeschneidertes Programm, das Ihnen hilft, Ihre Schulter langfristig zu stabilisieren und belastbar zu machen.
Auch vor einer geplanten Operation kann ein physiotherapeutisches Vorgespräch sinnvoll sein. In diesem besprechen wir den zu erwartenden Therapieverlauf, und Sie lernen erste Übungen kennen, die Ihnen nach der OP leichter fallen werden. Zusätzlich erhalten Sie hilfreiche Tipps, um die Herausforderungen der ersten Tage nach der Operation besser zu bewältigen.
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Falls Sie bereits einen Operationstermin geplant haben, empfehle ich Ihnen, frühzeitig Termine in meiner Praxis zu vereinbaren. Eine gute Vorbereitung und eine strukturierte Nachbehandlung können wesentlich zu Ihrem Erfolg beitragen.